Ein Jahr in Portugal. Ein Jahr weg von allem und jeden. Jetzt ist Hazel zurück und kann es kaum erwarten ihr Studium fortzusetzen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Mit ihrer besten Freundin und ihrer Mutter an der Seite, scheint das auch kein Problem zu werden. Doch eines Abends begegnet ihr ein geheimnisvoller Mann, der sie fasziniert und zum Lachen bringt. Der ihr zeigt, dass sie schön ist und sich nicht zu verstecken braucht. Wenn da nicht seine Vergangenheit wäre ...
150 Seiten so schön und einfühlsam, ein bisschen schüchtern, aber auch mutig. Die ersten antastenden Versuche, zärtlich und liebevoll. Voller Witz und Humor und strotzend vor Stärke und Empathie.
Und dann …
… das Erwachen. Auf einmal ziehen Aggressionen, Wut, Trauer und Verletzungen durch das Buch. Es werden Lampen zerschmettert, gegen Wände geschlagen, gewütet, geschrien und Herzen zerbrochen.
Hazel macht in meinen Augen so viele Rückschritte. Ihre Vergangenheit lastet schwer auf ihr, trotzdem hat sie für ihr Leben gekämpft und tut dies ebenfalls für andere. Ich bewundere die Fürsorge und Willensstärke dieser jungen Frau. Ihre Gutmütigkeit kennt keine Grenzen – sie steckt alles zurück, lässt sich verletzen und demütigen, nur damit es anderen besser geht. Hazel verändert sich so sehr unter dem schlechten Einfluss und gibt nicht nur sich, sondern auch ihr Leben auf. Aber irgendwo langt es doch! Irgendwo ist der Punkt, da sollte Hazel geschüttelt werden und einer sollte ihr erklären, dass sie mehr Wert ist!
Jedes Mal aufs Neue habe ich mit ihr gelitten und die Schmerzen ertragen. Nur damit sie sich drei Sekunden später in exakt dieselbe Situation stürzt. Wieder … und … wieder … und wieder.
Ja, es ist die erste Liebe. Ja, auch ich war naiv und habe viel mit mir machen lassen. Daher meine Frage: Wer hält es aus, nach so viel Schmerz immer wieder zu vergeben und zu vergessen? Wer kann am Boden zerstört sein und im nächsten Moment wieder lachen und scherzen, als wäre nie etwas gewesen?
Unpassend.
Die Zeit macht aus der strebsamen, starken Frau eine wütende, verlorene Seele. In einer Sekunde schreit sie: Nie, nie im Leben mache ich das und wehrt sich mit Händen und Füßen. In der nächsten sagt sie: Ja, das ist so aufregend, ich freue mich darauf. Es fühlte sich einfach nicht mehr echt an.
Ich muss sagen, dass die Geschichte erschreckende Themen beinhaltet, bei denen mir mulmig wurde. Es ist keine leichte Kost. Dabei wäre mehr Tiefe aus Calebs Sicht durchaus wünschenswert gewesen. Er ist ein explosiver Charakter, der in seinem Inneren bestimmt viel zu bieten hat. Leider werden fast nur seine schlechten Seiten beleuchtet. Wenn er und Hazel zusammen sind, dann mischt sich alles zu einem Cocktail. Liebevoll, sensibel, witzig, wütend, niederschmetternd, verachtend. Und das in einer Geschwindigkeit, dass mir schwindelig wurde, als wäre ich gerade selbst durch einen Mixer gedreht worden. Für mich stellte der Umgang keine gesunde Basis dar.
Was allerdings ganz toll war und unbedingt betont werden sollte: Caleb sagt Hazel immer wieder wie schön sie ist und verbietet ihr regelrecht sich schlecht zu fühlen. Er sieht sie als einen wundervollen und perfekten Menschen an. Ein großes Lob, dass die Gefühle von Caleb in dieser Weise spürbar waren.
Abschließend möchte ich noch kurz etwas zum Schreibstil anmerken. Ayla Dade schreibt mitreißend und flüssig und absolut fesselnd. Allerdings sind mir da so ein paar Eigenheiten der Autorin aufgefallen: Es wird oft an Etiketten rumgeknibbelt, an der Lippe gepult, in die Nase gezwickt und die Augenbrauen in die Stirn gezogen.
Und nun?
Ich dachte das könnte eine so wundervolle Geschichte werden. Es fing hammermäßig an, hat mich lächeln und schmunzeln lassen und ich habe dermaßen mitgefiebert. Es steuerte darauf zu ein Highlight zu werden! Und jetzt sitze ich hier und weiß nicht, ob 3 Sterne überhaupt gerechtfertigt sind.
Auf der einen Seite ist da der wundervolle Schreibstil von Ayla Dade und die Seiten der Geschichte, die wirklich gelungen sind. Auf der anderen ist da dieses schwierige Thema, das so dramatisch war und trotzdem nicht tief genug gegriffen hat.
Fazit: »Haunted Love - Perfekt ist jetzt« hat einen wundervoller Anfang voller Witz und Charme, der sich leider in eine dunkle und zornige Geschichte wandelt. Für die Schwere dieser Thematik war mir vor allem Caleb nicht tiefgründig und nachvollziehbar genug.
Ich vergebe zwischen 2,5 und 3 Sternen.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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