Alle elf Jahre betreten die Götter die Insel Surayami und wählen unter den Menschen ihre nächsten Gefährten und Krieger aus.
Anahí bereitet sich seit ihrer Kindheit auf die Auswahl vor und ist mittlerweile zu einer starken Kriegerin herangewachsen. Ihrer besten Freundin Remedios wurde der Glauben an die Götter genommen, als sie ihre Mutter mitnahmen und ihr Vater sich dem Alkohol hingab. Fortan tut sie alles dafür, um die Götter zu verärgern.
Doch die Feierlichkeiten rücken näher und die beiden jungen Frauen treten ihre Reise auf die Insel an. Nichtsahnend, was das für sie zu bedeuten hat ...
Die unantastbaren Götter
Es ist spannend wie stark der Glauben des Stammes ist und wie sehr sie die Götter verehren. So sehr, dass sie all die Jahre keine Zweifel hegten, dass sie die Auswahl als höchstes Ziel ansahen und die Taten nie infrage gestellt haben. Die Götter und ihre Ansichten erschienen mir unantastbar.
Auch Anahís Vertrauen in die Götter ist unumstößlich. Sie kennt keinen anderen Gedanken, als sie zufrieden zu stellen und durch die Auswahl in ihre Dienste zu gelangen. Doch als sie den jungen Krieger Thiago kennenlernt, ihm näher kommt und seine Geschichte erfährt, gerät ihre Überzeugung ins Wanken. Eine falsche Entscheidung und plötzlich weiß sie nicht mehr für was sie kämpfen möchte, wie ihre Zukunft aussieht und ob sie weiterhin an ihrem Glauben festhalten kann. Sind die Götter so gnädig, wie sie immer dachte? Kann sie ihnen weiterhin vertrauen?
C. F. Schreder hat mir eine atmosphärische Geschichte geliefert, die mich einerseits in die Stadt Mexico City entführt und anderseits die Insel Surayami näher gebracht hat. Dabei hat sie ein Bild von den Göttern gezeichnet, das gleichzeitig faszinierend und abschreckend war. Es ist brutal, aber auch schön. Sehnsuchtsvoll, aber auch düster.
Die Handlung an sich fand ich gut proportioniert und an keiner Stelle langweilig oder übereilt. Es sind ruhige Momente, mit hoffnungsvollen Szenen, witzige Dialoge, aber auch ernste Gespräche. Dazwischen sind Sequenzen mit Kämpfen, Action und Brutalitäten. Immer wieder gemischt mit Rückblenden, Verzweiflung, Wut und durcheinander geratenen Gefühlen.
Im Vordergrund steht die innige Freundschaft zwischen Anahí und Remedios, aber auch die Liebe zur Familie, dem Stamm und den Göttern. Ebenso die Entscheidung für welche Ziele sie einstehen möchten und wie viel Freiheit sie sich selbst erlauben.
Vor allem zeigt die Autorin wie groß die Erschütterung sein kann, wenn alles woran man glaubt, plötzlich auseinander bröckelt.
Kleine Kritikpunkte
Es folgen kleine Kritikpunkte, die sich wahrscheinlich größer anhören, als sie tatsächlich sind. In der Geschichte machten sie nur einen Bruchteil aus, aber so, dass sie mir trotzdem auffielen und den Unterschied von 4-4,5 zu 5 Sternen gemacht haben.
1. An Remedios Verhalten hat mich eine Sache gestört. Ich kann verstehen, dass jeder Mensch andere Meinungen vertritt und ich finde es toll, dass sie so willensstark und konsequent für ihre Ansichten einsteht. Anahí ist in ihrem Glauben unerschütterlich den Göttern ergeben und das stößt Remedios auf. Doch anstatt den Glauben ihrer Freundin zu respektieren, erwartet sie, dass Anahí ihre Ansichten teilt. Man kann nicht in einem Atemzug Respekt für eine andere Meinung fordern und gleichzeitig diesen nicht geben.
2. Im Verlaufe der Geschichte kommt Anahí an einem Punkt, wo sich ihre Gedanken in einer Endlosschleife wiederholen. Dieser Zustand währt vielleicht 50-70 Seiten, jedoch hat es meine Nerven schon nach kurzer Zeit strapaziert.
Fazit: C. F. Schreder hat mir mit »Between Destiny and Choice. Von den Göttern auserkoren« eine atmosphärische und düstere Geschichte geliefert. Eine Geschichte über die Kraft des Glaubens, der Freundschaft und der Liebe für die Familie.
Foto: tiefseetaucher
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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