Die Stadt Hansewall ist zerrissen. Tagsüber herrscht die Gottheit des Lichts, doch die Nacht gehört einem gefürchteten Dämon.
Als Aurora loszieht, um dem Herrn der Käfer Einhalt zu gebieten, weiß sie, dass eine nahezu unmögliche Aufgabe vor ihr liegt. Trotzdem ist sie bereit alles zu opfern – ihr Leben und sogar ihre große Liebe. Was sie nicht ahnt: Nur wenige Stunden später wird sie ohne jede Erinnerung auf dem Boot von Kaz erwachen, einem Jungen mit grauen Sturmaugen, der seine wahre Identität vor ihr geheim hält.
Ehe sie sich versehen, werden die beiden in einen Kampf aus Intrigen und Verrat hineingezogen, bei dem sie niemandem trauen können, denn in Hansewall können aus Freunden schnell Feinde werden. Und sie müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen: Licht oder Dunkelheit?
Quelle: Penguin RandomHouse
Bevor sie ihr Gedächtnis verlor, schien mir Aurora eine mutige, kämpferische, aufopfernde Rolle eingenommen zu haben. Ihr neues Ich dagegen wirkte anfangs hilflos und unsicher. Mit der Zeit gerät sie auf die Spur der Geheimnisse, lernt sich kennen und macht eine erschreckende, aber auch ereignisreiche Wandlung durch. Ihre Facetten zu beleuchten, sie durch verschiedene Emotionen zu begleiten und ihre Persönlichkeit neu zu entdecken - das war aufregend.
Kennt ihr die Geschichten, die von ihren Nebenfiguren leben? Die in so unterschiedlichen Persönlichkeiten schillern, dass sie dir nicht mehr aus dem Kopf gehen? Ja - ihr ahnt es: Caroline Brinkmann hat genau so eine Atmosphäre geschaffen.
Ich liebe nicht nur die ungehobelte, direkte, spitzzüngige Nyx abgöttisch. Violetta hat eine genauso herrlich erfrischende Art. Kaz hat sich mit dem rauen Wesen und dem weichen Kern in mein Herz geschlichen, aber auch Elian konnte mich mit seiner melancholischen Aura für sich gewinnen.
Caroline Brinkmanns Schreibstil ist einnehmend, wortgewandt und bildreich. Ihre Geschichten zu lesen fühlt sich immer an, als würde ich mit Popcorn vor einer riesigen Leinwand sitzen und die Show genießen. Ich fiebere mit, habe Spaß, verschütte fast mein Getränk und kann die Augen keine Sekunde abwenden.
Sie betrachtet die Themen Licht und Dunkelheit, Gut und Böse von verschiedenen Perspektiven, ohne klare Grenzen zu ziehen und den Lesenden selbst zu überlassen, wie sie die Geschehnisse einordnen.
Aber … Während die Charaktere von einem Punkt zum nächsten gejagt werden, kam ich kaum hinterher, all die Facetten zu erfassen. Die abwechselnden Orte, die düstere Stimmung, die inneren, wie äußeren Konflikte konnten gar nicht ihre Wirkung entfalten und das fand ich so, so schade.
Kamen gerade Gefühle für die Atmosphäre bei mir auf, wurde ich schon weiter geschubst. Teilweise irrte und wirrte ich durch die Handlung oder lief im Kreis. Als hätte ich vor dem Lesen eine Kanne Kaffee, Energiedrinks und Koffeintabletten eingeworfen.
So kann ich zwar behaupten, dass die Geschichte ordentlich an Geschwindigkeit draufhat, mit Action, wandlungsreichen Charakteren und einem coolen Setting auftrumpft, dafür aber mit genau so einer Schnelligkeit an mir vorbeigezogen ist. Bei diesen Ideen, den Möglichkeiten, dem Schreibstil und den Entwicklungen ist das eigentlich das Letzte, was ich möchte.
Fazit: Caroline Brinkmann erschafft in »Aurora - Das Flüstern der Schatten« ein magisch, düsteres Setting, das vor allem durch seine Charaktere in Licht getaucht ist. So sehr mich die abwechslungsreiche Handlung und der bildgewaltige Schreibstil einnehmen konnten, so sehr muss ich auch bedauern, dass die Erzählgeschwindigkeit mich fast aus den Geschehnissen geschleudert hat.
Ebenfalls rezensiert von PureBrass&Books | Bücherfarben
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