Schön euch wiederzusehen bei unserer Kategorie: Das Fünf-Fragen-Interview!
Ich hoffe wir können euch damit kleine Einblicke in die Geschichten geben und ihr bekommt Lust Neues kennenzulernen.
Heute habe ich Daniela Winterfeld zu mir eingeladen.
Daniela hat mit »Die Quellen von Malun« eine gewaltige Welt erschaffen, die vor Gier und Macht nur so strotzt. Ich wünsche euch viel Spaß bei den heutigen Fragen!
Halli Hallo und herzlich willkommen zu einem kleinen Interview mit Daniela Winterfeld und anschließender Buchvorstellung.
Liebe Daniela, es ist mir eine Freude dich heute mit Fragen löchern zu dürfen!
Du veröffentlichst seit 2013 und sagst selbst, dass du schon sehr viel länger schreibst. Erinnerst du dich noch an deine erste Veröffentlichung zurück? Welche Gefühle sind davon geblieben?
Meine erste Veröffentlichung war mit sehr viel Hoffnung und großen Träumen verbunden. Damals gab es dieses Gefühl, es endlich „geschafft zu haben“. Inzwischen weiß ich, dass es leider nicht so einfach ist und dass es den Punkt „Ich habe es geschafft“ wohl nie geben wird. Ich vergleiche den Weg, den man als AutorIn geht, gerne mit einer Himalayawanderung. Du siehst einen hohen Berg vor dir, steigst ihn unter Aufbietung all deiner Kräfte hinauf, aber wenn du oben stehst, siehst du, dass es dahinter einen noch viel höheren Berg gibt. Also machst du dich wieder an den Aufstieg, und wenn du oben bist, ist dahinter NOCH ein höherer Berg. Im schlimmsten Fall muss man zwischendurch in ein tiefes Tal hinabsteigen, ehe man den nächsten Berg erklimmen kann. Um das zu schaffen, braucht man jede Menge Willen, Durchhaltekraft und den Glauben an sich selbst. Insofern ist es vielleicht das, was geblieben ist: Ich glaube nach wie vor an die Geschichten, die ich zu erzählen habe, und an meine Fähigkeit, sie genau so zu schreiben, wie ich sie haben möchte. Und ich glaube daran, dass es eine immer größer werdende Gruppe von Lesern gibt, die das zur Kenntnis nehmen. Ich werde jedenfalls stur weiterwandern, bis ich IRGENDWANN den Mount Everest erklommen habe. Es sei denn, ich sterbe vorher. Dann ist das natürlich Pech :D
Beschreibe »Die Quellen von Malun« in drei Sätzen und suche dir drei Schlagwörter aus, die am besten deine Geschichte widerspiegeln!
Oha. Die Frage stellst du der Richtigen :D Ich bin doch die, deren kürzestes Exposé 50 Seiten hat. (Das von Malun hatte 150). Drei Sätze sind jetzt eine echte Herausforderung :D Aber ich probiere es mal:
Eine Welt, in der fast sämtliches Wasser der Dürre zum Opfer gefallen ist. Eine Gesellschaft, in der Gewalt, Grausamkeit und Krieg um die letzten Ressourcen herrschen. Und dazwischen eine Handvoll Protagonisten, die sich trotz der Umstände ihre Menschlichkeit bewahren konnten, und die nun in kleinen Schritten versuchen, sich selbst und ihre Liebsten aus der Misere zu befreien – nur, um festzustellen, dass ihre eigentliche Aufgabe weitaus größer ist.
Schlagwörter: Dürre, Gewalt, Menschlichkeit
Was fasziniert dich an deinen oder anderen Charakteren besonders?
Grundsätzlich ist es mir wichtig, Charaktere zu schreiben, die Ecken und Kanten besitzen. Ich möchte sie von allen Seiten betrachten, also auch ihre negativen Aspekte. Sie dürfen (und müssen) auch Fehler machen. Mein wichtigster Grundsatz ist dabei nur, dass sie aus ihrer jeweiligen Rolle und Lebenssituation heraus authentisch wirken sollen.
Persönlich finde ich vor allem den Mut meiner Figuren bewundernswert. Ihre Art, mit der sie ihr Bestes geben, um für ihre Mitmenschen einzustehen und mit der sie immer versuchen, die Situation zu einem Besseren zu wenden, selbst dann, wenn sie dafür sehr viel riskieren müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in der Situation meiner Protagonisten so mutig wäre. (An der Stelle ist meine Rolle vom sicheren Schreibtisch aus schon deutlich einfacher :D). Aber natürlich gelingt meinen Figuren auch nicht alles, was sie sich vornehmen (Sonst wären sie wohl kaum authentisch), manchmal machen sie sogar dumme Fehler (wer tut das nicht hin und wieder). Aber auch das meine ich mit „Ecken und Kanten“. Ich persönlich mag sie alle so sehr, dass ich ihnen ihre Fehltritte verzeihe. Aber ganz im Ernst: ich bin auch immer ein bisschen stolz darauf, wenn es Leser gibt, die sich mit dem ein oder anderen Protagonisten nicht so gut verstehen. Im echten Leben ist man doch auch nicht mit jedem befreundet, oder?
Das alles sind auch Aspekte, die mir generell an Buchfiguren wichtig sind: Sie müssen authentisch sein und sollen wie „echte“ Menschen wirken. Idealhelden ohne Fehler finde ich langweilig. Ich möchte mit ihnen mitleiden, sie manchmal verfluchen, und hin und wieder dürfen sie auch Dinge tun, die ich ihnen erstmal verzeihen muss. Dann sind sie genau richtig <3
»Die Quellen von Malun« sind nicht nur unglaublich umfangreich, sondern sparen auch nicht an gewalttätigen Szenen. Verachtung, Missbrauch und Machtdemonstrationen stehen an der Tagesordnung. Wie erging es dir damit über solch sensible Themen zu schreiben?
In erster Linie habe ich diese Themen gewählt, weil ich es verdammt wichtig finde, darüber zu schreiben. All diese Dinge gibt es auch in unserer Welt. Wir lesen und sehen so etwas täglich in unseren Nachrichten. Krieg, Folter, Vergewaltigung. Dürre, Flucht, Machtmissbrauch. Verachtung von Frauen, Homosexuellen und Andersdenkenden. Es vergeht kein einziger Tag, an dem nicht all das in irgendeiner Form über unsere Nachrichtenbildschirme flackert. Während wir gemütlich in unserem Wohnzimmer sitzen, schauen wir von weitem zu, wie Menschen, die das allerschlimmste erlebt haben, an unseren EU-Außengrenzen eingepfercht werden oder wie skrupellose Regierungen ihre politischen Kritiker einsperren, foltern, töten – oder wie selbst mitten in unserer Gesellschaft „Kreaturen“ existieren können, die sich an Kindern vergreifen, und damit zum Teil jahrelang davon kommen.
Mir persönlich wird schlecht, wenn ich in den Nachrichten von solchen Dingen lese. Aber wenn ich davon schreibe, tue ich etwas, was ich als notwendig empfinde und womit ich etwas erreichen möchte. Ich möchte zeigen, wie diese Kreisläufe aus Gewalt, Machtmissbrauch und Rache funktionieren, wie sie sich über Generationen befeuern, bis die halbe Welt von Gewaltspiralen und Teufelskreisen beherrscht wird. Umgekehrt möchte ich aber auch zeigen, wo sich die Punkte befinden, an denen sich solche Spiralen durchbrechen lassen, an denen man ansetzen kann, damit menschliches Mitgefühl und Fürsorge über die Gewalt siegen.
Indem ich über so etwas schreibe, möchte ich meine Leser dazu bringen, hinzusehen und mitzufühlen. All diese Dinge ausgerechnet in einem Fantasyroman zu verpacken, ist gewissermaßen ein Trick. Ich schiebe den Lesern ein Trojanisches Pferd ins gemütliche Wohnzimmer. Auf den ersten Blick sieht es nach Unterhaltung aus, aber ehe man sich versieht, springen Themen heraus, die alles andere als gemütlich sind, über die man aber ruhig ein bisschen nachdenken sollte.
Vor diesem Hintergrund kann ich sagen, dass es mir gar nicht so schwerfällt, über derartige Themen zu schreiben – denn ich weiß ja, wofür ich das tue.
Danke für diesen so wichtigen Einblick! Ich finde es verdammt mutig, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen, sie laut anzusprechen und sogar in die eigene Geschichte mit einfließen zu lassen.
In welchem Genre könnest du dir nicht vorstellen zu schreiben und welche Themen würdest du lieber meiden?
Hhm. Schwer zu sagen. Ein Genre pauschal auszuschließen, fällt mir schwer. Wenn ich von mir als Leserin ausgehe, kann ich sagen, dass mich Krimis am wenigsten reizen. Das liegt daran, dass ich die Ermittlerperspektive gähnend langweilig finde. Aber heißt das, ich würde nie einen Krimi schreiben? Keine Ahnung. Wenn mich eine Idee anspringt, womöglich doch. Es wäre allerdings wahrscheinlich, dass ich etliche Genreregeln breche. Opfer und Täter würden definitiv wichtige Rollen spielen – und vielleicht spare ich mir den Ermittler. Mal sehen :D
Ansonsten kann ich sagen, dass es mir schwerfällt, Geschichten zu schreiben, die niemandem weh tun. Wenn mir jemand sagt: Schreib doch mal sowas richtig Nettes. Wo nette Leute immer nur nette Dinge tun. So eine Geschichte, in der man sich einfach nur wohlfühlt. Dann frage ich mich, woher ich bei so einer Geschichte denn bitte die Spannung holen soll?
Also, ich fürchte, dass ich wohl immer ein Tabuthema in meinen Geschichten verstecken werde. Einfach, weil es mir wichtig ist, schwierige Themen aufzuzeigen und weil ich auch immer eine persönliche Herausforderung suche. In Sachen Tabuthemen sehe ich wenig Grenzen, wichtig ist mir nur, dass ich meinen Themen auch gerecht werden muss. Also würde ich die Grenze dort ziehen, wo ich das nicht mehr leisten kann.
Außerdem gibt es vielleicht eine Grenze, wenn es um realpolitische aktuelle Themen geht, mit denen ich mir gefährliche Feinde machen könnte. Bei so etwas weiß ich nicht, wie weit mein Mut reichen würde. Aber vielleicht täte es dann ja ein geschlossenes Pseudonym :D
Ich danke dir für das spannende Interview und freue mich sehr auf die weiteren Bände von Malun!
Und für euch gibt es jetzt noch den Klappentext:
Das Wasser auf Ruann versiegt, und die Dürre verurteilt die Völker zu Hunger und Durst. Um sich die letzten Ressourcen zu sichern, führt das Großreich Sapion erbitterte Kriege gegen seine Nachbarreiche. Die Politikertochter Feyla, der Offizier Dorgen, die Sklavin Alia und der Soldat Tailin sind alle auf verschiedene Weise von dem Krieg betroffen. Jeder versucht für sich einen Ausweg aus der hoffnungslosen Situation zu finden. Aber noch wissen die Vier nicht, dass ihre Schicksale miteinander verbunden sind und die Gründe für das Verschwinden des Wassers in einer Verschwörung von ungeahnten Ausmaßen liegen …
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 1. Dezember geht es um: Märchen und Märchenadaptionen
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