Eine neue Zivilisation, die überlebt hat. Eine Regierung, die alle gleich behandelt. Für jeden gibt es einen Platz im Kollektiv.
Für Margo ist das Leben im Gewölbe gefährlich. Denn eigentlich dürfte sie gar nicht bei der Oberschicht wohnen, schließlich hat sie keine Kräfte, die aus ihr etwas Besonderes machen.
Sie liebt ihr Leben und würde alles dafür tun, das es so bleibt. Doch das Verschwinden ihrer besten Freundin bringt alles durcheinander und Margo muss immer mehr aufpassen, dass ihre Tarnung nicht auffliegt.
Superior und Inferior
Die Menschen - eine weit entfernte Zivilisation, die sich durch Atomkriege selbst ausgerottet hat - steht für all das Schlechte, was in der heutigen Zeit nicht mehr passieren darf. Die Gleichheit für alle steht an erster Stelle und so gibt es Regeln und Gesetze, die jedem Kind schon in der Schule beigebracht werden.
Bist du ein Superior, hast du eine Besonderheit an dir, du hast das Privileg im Gewölbe zu wohnen. Bist du ein Inferior, ist dein Körper infiziert und du wohnst außerhalb der Gewölbe.
Jeder bekommt einen auf sich zugeschnittenen Job, Essen und eine Wohnung.
Die Liebe zum Kollektiv
Margo ist fleißig, vorbildlich und folgt immer den Gesetzen des Kollektivs. Ihr Leben ist geregelt und ordentlich, sie liebt ihre Jobwahl und die Gleichheit, mit der alle behandelt werden. Für alles gibt es Regeln, für jeden eine Aufgabe. Im Grunde ist sie die perfekte Superior - befolgt Befehle, hinterfragt nicht, stellt das Kollektiv über alles.
Wäre da nicht das klitzekleine Problem, dass Margo mit einer Lüge aufwächst und sich zu keinem zugehörig fühlt.
Margo, oh, Margo. Ich habe so sehr gehofft, dass du eine Frau bist, die ausbricht. Die sich zu einem Charakter mausert, den man anfeuern will. Aber deine Handlungen waren so … lasch. Obwohl ich den Zwiespalt, den sie durchläuft, sehr gut fand, so führte er doch nur sehr, sehr langsam zu einer Bewegung in ihr selbst. Die Seiten zogen sich, ohne dass viel passierte oder sie zu zweifeln begann. Es folgten endlose Szenen, die etwas in ihr auslösten, aber doch nicht genug waren, um sie zum Umdenken zu bewegen.
In das Richtige investieren
Das wäre hier eindeutig die Straffung der Geschichte gewesen. Wenn die Handlung erst nach 450 Seiten in Fahrt kommt und endlich was passiert, dann hätte man, meiner Meinung nach, 300 Seiten mit Inhalt füllen können, der einen weiterbringt.
Die Idee und die Geschichte haben sehr viel Potenzial, wenn es allerdings nicht ausgeschöpft wird, dann bringen die besten Einfälle nichts, wenn es mich nicht packt. Und das hat es definitiv nicht. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass alles angefangen wird und danach im Sande verläuft.
Von ungeklärten Fragen, offenen Strängen und einer nicht abgeschlossenen Handlung
Da wir Margo über das ganze Buch in ihrem Alltag begleiten, blieb leider kein Platz, um offene Fragen zu klären oder sich mal nach verschwundenen Personen zu erkundigen. Es führen unendlich viele Stränge einfach ins nichts. Als ich kurz vor Ende des Buches dachte: Ja, endlich geht es los, da war es auch schon wieder vorbei.
Außerdem wird alles nur so halbherzig verfolgt. Nicht nur von Margo, die sich nicht wirklich aufraffen kann, sondern auch von den anderen Charakteren. Ganz ehrlich? Wenn ich den Verdacht hege, dass sich jemand gegen die Regierung stellt, dann hefte ich mich Tag und Nacht an die Fersen desjenigen und versuche mein bestmögliches, um denjenigen zu schnappen. Aber nein, es wird viel heiße Luft geblasen, aber niemand kommt mit Handlungen daher.
Schreibstil
Eine positive Sache, die ich hier betonen möchte und die mich wirklich überzeugt hat, war der Schreibstil von Laura Cardea. Ohne diese Flüssigkeit im Text und der Idee des Buches, hätte ich es wahrscheinlich abgebrochen. Margos Verzweiflung und ihr Zwiespalt kommen sehr gut rüber, auch die Bedrohungen und das Böse bekommen einen guten Platz. Es gibt einige Charaktere mit denen man mitgefiebert hat, auch wenn mir Margo teilweise zu unnahbar schien. Ihre Entwicklung kam mir zu schleichend.
Laura hat eine Welt geschaffen, die ich mir durchaus vorstellen könnte, die erschreckend und echt war. Leider jedoch so oberflächlich, dass man sich an vielen Stellen nach den Hintergründen gefragt hat.
Schade, ich habe mich so sehr auf die Geschichte gefreut und wollte sie in mein Herz schließen.
Fazit: Eine tolle Idee, ein wirklich schöner Schreibstil, einige interessante Charaktere - leider endet hiermit meine positive Meinung zu »Superior Lies. Falsche Wahrheit« von Laura Cardea. Die Geschichte kommt nicht voran, plätschert vor sich hin und es passiert einfach nichts. Mit Margos Entwicklung verhält es sich ähnlich - es ist so schleichend langsam, dass ich 300 Seiten hätte überblättern können und sie immer noch am selben Punkt gestanden hätte. Leider. Gekrönt wird dies mit einem offenen Ende, verschwundenen Personen, Geheimnissen, ungeklärten Vorkommnissen - alles Dinge, die so stehen bleiben.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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