Alea liebt ihren Plus-Size-Körper, die Freiheit, sie selbst zu sein. Das verbreitet sie auch auf ihrem Body-Positivity-Account auf Social Media. Die Resonanz ihrer Follower bestärkt Alea, mit ihrer schwierigen Vergangenheit Frieden zu schließen. Aber es ist ein wackliger Frieden, den sie nur aufrecht erhalten kann, indem sie im realen Leben niemandem wirklich nahekommt. Das gilt insbesondere für Männer wie Titus, die Körper optimieren, anstatt Menschen zu akzeptieren, und damit für all das stehen, was Aleas Leben früher zur Hölle gemacht hat. Und doch ist Titus plötzlich da. In ihrer WG. In ihrem Leben und irgendwann, einfach so, in ihrem Herzen.
Quelle: Penguin RandomHouse
Der Schreibstil von Leonie Lastella ist sehr nah an den Emotionen und Gedanken. Die intensive Thematik ist einfühlsam und bestärkend erzählt, mit Hürden, Ängsten und Rückschlägen.
Alea mag von Außen gefestigt wirken und auch ihren Follower*innen vermittelt sie eine Frau, die für ihre Werte einsteht. Doch wie wirkt sich ein Mann auf ihr Leben aus, der all die vergrabenen Erinnerungen, die Scham und die nicht ganz verheilten Gedanken wieder an die Oberfläche zerrt?
Zu Alea eine Verbindung aufzubauen war einerseits leicht und andererseits verdammt schwer. Sie ist verschlossen und emotional nicht bereit Gefühle zuzulassen. Vor allem ihre anfänglichen Vorurteile gegenüber Titus, dessen Leben und Charakter sie partout verteufelt, ohne ihn zu kennen, mochte ich gar nicht. Sehr langsam, mit viel Vorsicht und unter Angst beginnt sie die Verunsicherungen der letzten Jahre hervorzuholen.
Mit jeder Zeile sind Aleas Zwiespalt und die Zweifel greifbar, vor allem als sie all den Schmerz erneut durchleidet und die Wucht der Emotionen zulässt. Oft gab es mehr Rückschritte, als Fortschritte. Oft habe ich mich gefragt, ob sie bereit ist ihre Ängste zu überwinden. Und gleichzeitig war ihr Verhalten so menschlich und nachvollziehbar. Niemand könnte die Verletzungen aufarbeiten, ohne Rückschläge einzustecken und sich verloren zu fühlen, gepuffert von der aufgebauten Realität, in der sie sich diesen chaotischen Gefühlen nicht stellen musste.
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Auch Titus kämpft mit seiner Identität und damit, wie sein Leben ohne Filter aussehen mag, was ihn ausmacht, wenn die Kamera nicht mehr läuft und wie viel seines Ichs er dadurch verloren hat. Seine Geduld, sein Mitgefühl und die Art, wie viel Freiraum er Alea gibt, sich ihrer Gefühle klarzuwerden hat mich gecatcht. Trotzdem sitzt auch seine Verunsicherung tief, lässt ihn unüberlegt Handeln und Menschen verletzen.
Fazit: »Your Eyes on Me« von Leonie Lastella basiert auf einer wahren Geschichte, ist schmerzlich, ehrlich und intensiv.
Tropes/Themen: Plus Size Protagonistin, Bisexualität, Feminismus, Forced Proximity, Opposites Attract, Found Family, He falls first and harder
Das Buch enthält eine Content Note!
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 30. März geht es um: Buddyreads, Leserunden oder alleine lesen?
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