Link und seine sechs Mitschüler überleben scheinbar unbeschadet einen Flugzeugabsturz. Auf der einsamen Insel scheint es kein Entkommen zu geben und sie wissen nicht, ob sie jemals wieder nach Hause können.
Keiner von ihnen war je auf sich allein gestellt. Doch plötzlich stehen sie ohne etwas da. Denn in der Wildnis hilft es nicht zu den coolen Leuten zu gehören oder der beliebteste Schüler zu sein.
Auf der Insel gelten andere Regeln.
Die Entwicklung
Wir erleben die Geschehnisse aus der Sicht von Link. Link der Nerd, der Außenseiter, der Gemobbte, der, mit dem niemand befreundet sein wollte. Eindinglich und ohne Beschönigung erzählt er von der Schule, auf der man ein Sportass sein muss, weil Schwächlinge gefressen werden. Oder, wie in seinem Fall, zum Gemobbten werden, mit dem man umspringen darf, wie es den coolen Kids beliebt.
Ich fand es wahnsinnig realistisch, sodass ich des Öfteren in Versuchung kam, durch das Buch zu springen und Link beizustehen. Er ist kein Mensch, der den Mund aufmacht, er erträgt. Gerade diese Charaktereigenschaft befeuert die Mobber dazu, ihn immer weiter herumzuschubsen.
Auf der Insel gelten plötzlich andere Regeln. Die Hierarchie, der er sich bis dato unterordnen musste, wird hier durcheinander gewürfelt und neu zusammengesetzt. Denn ohne Links Hilfe sind die anderen aufgeschmissen. Doch welchen Preis muss Link dafür bezahlen?
Das wahre Gesicht
Das, was ich an dieser Geschichte wirklich erschreckend fand, war die Wandlung von Opfer zu Täter. Es war stellenweise richtig grausam, bitterböse und hasserfüllt. Ich habe den Zorn, die Wut und all die unterdrückten Emotionen gespürt, als würde ich mitten dabei sein.
Dieser Wandel war so gut dargestellt, dass ich Gänsehaut bekommen habe und jemanden schlagen wollte. Es war stellenweise richtig krank. Ich wollte sie alle schütteln und vor Augen halten, wie sie sich benehmen. Denn all das, was Link ertragen musste, gibt er nun dreifach zurück.
Puh. Das hat mich echt mitgenommen.
Wenn die Gefühle überkochen und das Lächeln bröckelt. Wenn die Fassade erste Risse bekommt und dahinter der Mensch erscheint, der du niemals sein wolltest. Der unberechenbar und gefährlich ist und andere verletzt.
Vorhersehbar
Kommen wir nun zu meiner Kritik. Die Geschichte an sich war für mich vorhersehbar. Ich habe von Anfang an geahnt wohin es führt und wieso es so gekommen ist. Viel mehr kann ich hierzu auch nicht sagen, ohne zu spoilern.
Es wirkte gerade zum Ende hin sehr konstruiert und schnell abgehandelt.
Unnötig rosig
Alles, was wir zusammen auf der Insel erleben, alles, was die Charaktere über sich und die anderen lernen, wird zum Ende hin nichtig gemacht. Das hat mich sehr gestört, weil ich einfach diesen Lernfaktor nicht gesehen habe. Ich denke, dass die Autorin zeigen wollte, dass auch Extremsituationen nicht plötzlich neue Menschen hervorbringt, aber einen Funken hätten sie doch gerne mitnehmen dürfen.
Genau wie ich den Epilog einfach nur unrealistisch und unnötig rosig fand.
Schreibstil
Ich habe schnell in die Geschichte gefunden und den Schreibstil als flüssig, spannend und einnehmend empfunden. M. A. Bennett schreibt emotionsgeladen, echt und authentisch. Die Gewalt ihrer Sprache und die unbeschönigte Realität haben mich manchmal umgehauen und schlucken lassen.
Fazit: Wart ihr jemals in einer Extremsituation? Link und seine Mitschüler geraten in »Sieben - Spiel ohne Regeln« von M. A. Bennett in einen Strudel aus Angst, Wut, Hass, Misstrauen und Verzweiflung. Wir erleben hautnah die Entwicklung von Opfer zu Täter und wie diese sich auswirken kann. Eine Wandlung, die mir eine Gänsehaut beschert hat. Leider war es in meinen Augen vorhersehbar und zum Ende hin konstruiert und unnötig rosig, da fehlte mir dann doch der Überraschungsmoment.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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