Von einem Moment der das Leben verändert.
Stina ist nachts alleine unterwegs, als es passiert: Sie wird hinterrücks niedergeschlagen und verschleppt. Ihr Entführer hat große Pläne für die beiden. Angefangen damit, dass er sie nach seinen Wünschen und Vorstellungen formen möchte.
Allein und auf sich gestellt versucht sie seinem Wahnsinn zu entkommen, doch er scheint immer einen Schritt voraus und genau zu ahnen, was Stina vorhat. Wird ihr eiserner Wille reichen, um sich den Fängen des Psychopathen zu entziehen?
Handlung
Stina begegnet auf ihrem Nachhauseweg einen Mann, der ab jetzt ihr größter Albtraum sein wird. Er schlägt sie nieder, verschleppt sie in sein Haus und gibt ihr den Namen Venus. Während er sie misshandelt und bestraft, versucht Stina einen Ausweg zu finden. Doch ihre Stärke und ihr Trotz machen den jungen Arzt nur noch zorniger. Mit allen Mitteln will er Stina zu seiner Venus formen und sie dazu zwingen, ihn zu lieben.
Alter Schwede
Das ist keine leichte Kost für Zwischendurch! Während ich relativ unbefangen an die Geschichte gegangen bin, haben sich schon nach wenigen Seiten meine Nerven gekräuselt. Es gibt keine sanfte Vorbereitung, sondern es wird einem gleich der Sack über den Kopf gestülpt und darauf geboxt.
Schockierend und erschreckend
Ich war selten so gefangen in einer Situation, wie in dieser. Diese Ohnmacht, nichts tun zu können, die Erwartung von erneuten Schlägen und die Angst, die einen dabei in der Brust sitzt. Gepaart mit der Hoffnung doch etwas zu erreichen, einen Schritt nach vorne zu kommen und wieder zurückgeschleudert zu werden. Dauernd durfte ich meine Gefühle neu sortieren und durchatmen.
Die Macht der Worte
Sophie Nuglisch versteht es einen mit ihren Worten zu treffen. Sie schreibt Gewaltszenen, die es in sich haben und ich habe gelitten und mit den Tränen gekämpft. Es war zwischenzeitlich heftig, ekelig, grausam und voller Hass.
Habe ich gelitten? Oh ja!
Und wie! Stina ist ein Mensch, der nicht auf den Mund gefallen ist, durchaus beweist, wie stur er sein kann und wieviel er aushält. Ihre Stärke hat mich beeindruckt. Aber wie sehr sie leidet, hat auch mich leiden lassen. Es ist krass, was alles mit einem Menschen passieren kann in so kurzer Zeit.
Verschobene Ansichten
Unser Entführer ist so unberechenbar, dass es mir nicht möglich war ihn zu durchschauen. Erst zum Ende hin habe ich seine Absichten vorausahnen können. Dazwischen war er mir fast sympathisch. Auf eine verschrobene Art und Weise. Erst sanft, dann brutal, dann ehrlich, dann Lügner.
Ich finde die Autorin schafft es, dass man selbst an sich und seinem Verstand zweifelt.
Allerdings wäre ich froh gewesen, wenn sie mir Einblicke in seinen Kopf gewährt hätte. In die Abgründe seiner Gedanken und Gefühlsachterbahnfahrten.
Was ich mir gewünscht hätte …
… wäre ein bisschen mehr Vorbereitung auf das Kommende. Zum Beispiel aus der Sicht des Entführers. Wieso hat er Stina ausgewählt? Wie sahen seine Pläne aus? Was geht in seinem Kopf vor?
Außerdem hatte ich erwartet mehr über Stina und ihr Leben zu erfahren, ihre Familie oder Freunde kennenzulernen und das Mädchen hinter der Hilflosigkeit zu entdecken.
Der krasse Gegensatz hat mir gefehlt, sodass ich zwar sagen kann, dass Stina einen starken Willen besitzt, ein bisschen unüberlegt und frech ist, aber ich kann nicht einschätzen wie sie vorher war. Glücklich, forsch, heiter, gut gelaunt, zielorientiert, planlos, unglücklich?
Ich glaube, wenn man vorher gewusst hätte was sie sich vom Leben verspricht, wie ihre Ziele sind und was sie bisher erreicht hat, dann wäre dieser Bruch noch viel schmerzender gewesen.
Die zweite Seite der Medaille
Was mir fehlte war die andere Seite. Was geschah, nachdem sie verschwand? Wie wurde es herausgefunden? Wer hat sich um sie gesorgt? Was wurde unternommen? Gab es Spuren? Hinweise? Irgendeine Art von Verbindung?
Das war mir zu einfach dargestellt. Mit ein bisschen mehr Beleuchtung auf das Drumherum und nicht nur auf das Innere, wäre es noch eine Spur interessanter geworden.
Schreibstil
Sophie Nuglisch schafft es einen an die Seiten zu kleben und gefangen zu nehmen. Ich habe es nicht geschafft zu entkommen. Sie hat Gefühle in mir geweckt, die ich nie haben wollte. Allen voran Angst, Schmerz, Hilflosigkeit und Mitgefühl.
Alles in allem …
… war es eine erschreckende Darstellung von einer Situation, in die niemand geraten sollte. Der Verlauf der Handlung war überraschend und unvorhersehbar und das Ende konnte bei mir punkten.
Ich bin kein Vielleser solcher Texte. Man könnte sagen, dass es Neuland für mich ist über Gewalt und Missbrauch zu lesen. Umso interessierter war ich, was ich davon halten würde.
Rückblickend war es spannend, verstörend und emotional. Und ich habe gemerkt, dass solche Geschichten auch ihren Reiz haben können. Gerade wenn es um die menschliche Psyche geht.
Fazit: »Venus - Mein Name ist Stina« von Sophie Nuglisch ist meine erste Geschichte aus dem SadWolf Verlag. Sie hat mich verstört, schockiert und in Angst und Schrecken versetzt. Obwohl ich mir eine zentralere Sicht auf das Ganze gewünscht hätte, mehr Hintergründe und was genau in dem Kopf des Entführers vorging, so hat es mich doch gefesselt und mitgenommen. Deswegen bekommt das Buch zwischen 3,5 und 4 Sterne von mir.
Wer nicht so visiert ist auf das Äußere, sondern wirklich nur auf die Geschehnisse, die Gefühle und Gedanken, den sollte dieser Text umhauen!
Ebenfalls rezensiert von Papierflügel
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