Grace ist sich sicher, dass sie nie wieder auf einer Bühne stehen wird, um zu singen. Nie wieder möchte sie an ihre Ängste erinnert werden. Nie wieder den Schmerz und die Erniedrigung spüren. Weit weg von ihrem alten Leben scheint sie genau das erreicht zu haben. Aber warum kehren dann die ständigen Selbstzweifel wieder? Wieso kann sie es nicht vergessen?
Um sich selbst etwas zu beweisen, singt sie für eine Band vor, natürlich ohne die Absicht genommen zu werden. Da hat sie allerdings nicht mit dem charismatischen und nervigen Mason gerechnet, der alles dafür tun würde, damit Grace bleibt.
Lange habe ich Bianca Iosivoni verfolgt und bin immer wieder um ihre Bücher herumgeschlichen, ohne eins davon zu lesen. Aber dann habe ich es gewagt, die Chance ergriffen und mich bei Netgalley auf »Der letzter erste Song« beworben. Mit Freude, Aufregung und Nervosität bin ich an den Titel heran gegangen. Was ich nach all der Zeit des Wartens sage, erfahrt ihr jetzt.
Aus der First-Reihe ist dies bereits der 4. Band, da aber alle in sich abgeschlossen sind, hatte ich keine Probleme mich mit diesem zurecht zu finden.
Biancas Iosivonis Schreibstil ist große klasse! Sie hat eine schöne, flüssige Sprache, ohne Wortwiederholungen und mit viel Flexibilität. Es fiel mir wirklich leicht der Geschichte zu folgen und ganz in die Handlung einzutauchen. Sie baut an den richtigen Stellen Witz ein und spielt mit dem Charme einiger Charaktere. Allen voran Mason. Er ist einfühlsam, lustig, hartnäckig und weich. Ich habe schon nach kurzer Zeit mein Herz an ihn verloren!
Grace ist da schon schwieriger, sie kämpft ständig mit ihren Selbstzweifeln. Anfangs tritt das noch nicht so stark hervor, da erleben wir sie als zielstrebig, ein bisschen verklemmt und doch lustig. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, umso verschlossener wird sie. Einerseits fand ich es sehr authentisch und echt, andererseits kapselt sie sich ab, stößt alle von sich weg und wundert sich dann, warum ihr keiner hinterher läuft. Zwischendurch schafft Mason es, sie aus dieser Spirale zu ziehen und plötzlich ist Grace weich, zärtlich und hat Spaß an ihrem Leben.
Alle Elemente die sich um Musik, Songs, Bandproben und das Songschreiben drehen, haben mir sehr gefallen. Die Auftritte fand ich am schönsten, gerade da hier die Emotionen hochkochten und von gefühlvoll bis rockig alles dabei war. Zweimal habe ich still und heimlich Tränen verdrückt, weil die Szenen mir so ans Herz gingen.
Aber …
Leider ist mir aufgefallen, dass sich in der Geschichte unendlich viel wiederholt. Das beinhaltet Handlungen, Rückblenden und Gedanken. Die Andeutungen, die sich auf die anderen Teile der Reihe beziehen, werden nicht weiter ausgeführt. Ich habe also einen Teil der Geschichte erfahren, manchmal mehr und meistens dreimal im gesamten Verlauf. Aber nicht nur da. Geschehnisse werden alle 40 Seiten in dem fast selben Wortlaut nochmals erzählt und ich saß vor dem Text und dachte, ich hätte mich verblättert. Also ich vergesse ja viel, aber nicht alles.
Ich kann es daher leider nicht schöner sagen aber: das hat mich genervt. Es störte nicht nur den Lesefluss, sondern wirkte langgezogen und zäh.
Und das ist der nächste Punkt: Ich habe das Buch gelesen, weil es so spannend und toll geschrieben ist und plötzlich kommt nach dreiviertel des Lesens ein Umbruch, der gar nicht Not tat. Das wirkte so eingebaut, als bräuchte man jetzt noch einen Schuss Dramatik, damit das Gesamtkonzept stimmt.
Weil das Ende aber wieder grandios ist und ich zweimal Tränen wegwischen musste, aufgrund der wunderschönen Auftritte und der spürbaren Emotionen, vergebe ich 3,5 gute Sterne mit der Tendenz zu 4.
Fazit: »Der letzte erste Song« ist eine schöne, musikalische Geschichte mit Liebe und Witz. Bianca Iosivoni hat einen wahnsinnig ausgefeilten und leichten Schreibstil, der einen alles andere vergessen lässt. Die Sing-, Tanz- und Auftrittsszenen haben dem ganzen etwas Besonderes verliehen. Gerade an den weichen und einfühlsamen Mason ist mein Herz verloren gegangen! Leider wiederholt sich sehr viel und mindert die schönen Seiten der Geschichte.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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