Ruth wünscht sich einen Neuanfang, als sie an die Belfast Universität zurückkehrt. Hinter ihr liegt ein Jahr voller Schmerz, Depressionen und dunklen Tagen. Seit sie ihren besten Freund bei einem Unfall verloren hat, hat sie auch sich selbst verloren.
In der Uni begegnet sie Dominic. Er ist ein Einzelgänger, gibt wenig von sich Preis und schafft es doch mit seiner lockeren und sarkastischen Art Ruth aus ihrer Einsamkeit zu holen. Doch so sehr die beiden sich zueinander hingezogen fühlen, so tief sitzt immer noch der Schmerz - nicht nur bei Ruth.
Depressionen sind immer noch viel zu unterpräsentiert. Und wenn mir mal ein Buch in die Hände fällt, dann werden sie oft nicht tiefgreifend behandelt oder romantisiert. Dabei ist es kein Thema, das mit einem Fingerschnippsen aus dem Leben verschwindet oder sich durch eine plötzliche Liebe wegzaubern lässt. Es ist kein, ach hattest du mal einen schlechten Tag? Nein, es ist viel mehr. Viel grauer, schwärzer, erstickender, drückender und unbeständiger.
Und genau das greift Emily Bähr nicht nur sensibel auf, sie macht daraus eine Geschichte, die mich ganz ganz tief getroffen hat. Sodass mir selbst bei dem Gedanken immer noch die Tränen kommen, dass ich trotzdem lächeln möchte, aufgrund der Charaktere, der sarkastischen Dialoge, der manchmal unbeholfenen Art zwischen Ruth und Dominic.
Ruth ist außen wie bunte Zuckerwatte und doch innerlich grau, still und melancholisch. Ist sie in einem Moment laut und fröhlich, kann sie im nächsten fallen und nicht wieder aufstehen. Ihr Schmerz reißt ihr immer wieder den Boden unter den Füßen weg. Sie kämpft, überlebt und bricht doch zusammen. Aber es gibt die Momente, in denen sie locker ist, lacht und ihre Sprüche an Sarkasmus kaum zu übertreffen sind. In denen die junge, unbeschwerte Frau hindurchblitzt, die sie vor dem Unfall gewesen ist.
Diese Momente des Auftauchens aus den dunklen Tiefen der Depression werden mehr, als sie auf Dominic trifft. Seine Nähe bringt sie dazu mehr aus sich herauszukommen und Menschen an sich heranzulassen. Für Ruth bedeutet das aber auch sich einzugestehen, dass noch lange nicht alles wieder gut ist. Es sind langsame Schritte, durchzogen von Flashbacks und Rückschritten, aber auch von Freude und Spaß.
Die Beziehung der beiden ist stürmisch und doch auf einer Ebene sanft und leise. Ruth und Dominic haben viel Scheiße durchlebt. Sie sind noch lange nicht am Ende und keine Liebe der Welt könnte die Sorgen, Ängste, Panik und Vergangenheit einfach wegwischen. Aber sie helfen sich gegenseitig, erfahren Unterstützung, geben sich Rückhalt und Mut nach vorne zu gehen.
Emily Bähr ist eine Meisterin der großen und intensiven Gefühle. Sie lässt so viel Herz in Ruth und Dominic fließen, so viel Glaubwürdigkeit und Sympathie. Ihre Kommunikation ist so geradeheraus und direkt, ohne künstliche und selbstgeschaffene Kluften, die es zu überwinden gilt.
Das ist für mich die Präsentation, die wir für dieses Thema brauchen.
Fazit: Emily Bähr hat mit »Catching Stardust« eine großartige, wie unheimlich einfühlsame Geschichte über den Schmerz von Verlust, Depressionen und die Auswirkungen auf das Leben geschrieben. Gleichzeitig fließt auch so viel Humor, Persönlichkeit und Liebe mit ein. Ein Herzensbuch, ein Highlight, eine Lieblingsgeschichte, die mich aufgrund der sensiblen Umsetzung von den Socken gehauen hat!
Ebenfalls rezensiert von Mohini & Grey's Bookdreams | Tea and Books | Buechertatzen
Das Buch enthält eine Content Note!
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