Pia kann es kaum erwarten, seit einem Jahr wartet sie darauf, dass Tom aus der Jugendstrafanstalt entlassen wird und sie ihn endlich in die Arme schließen kann. Zum ersten Mal. Beide haben schwere Erfahrungen machen müssen und hoffen nun auf eine gemeinsame Zukunft.
Doch ganz so einfach ist es nicht, wenn die Vergangenheit einen weiter verfolgt und immer wieder einholt.
Etwas kleines Vorweg: Man kann dieses Buch einzeln lesen, muss sich nur darauf einstellen, dass die ganzen Namen und Geschichten am Anfang nicht unbedingt haften bleiben. Im Laufe, wenn wir Rückblenden erleben und mehr und mehr in die Handlung eintauchen, dann wird einem klar, wie alles zusammenhängt. Ich war etwas überfordert, als bei einem Gespräch gleich acht verschiedene Personen auftauchten, die alle aus den vorigen Bänden waren.
Nun zur Geschichte: Bei den ersten Seiten musste ich schlucken. Ich habe noch nicht viele Geschichten gelesen, in denen beide Protagonisten schwere Schicksale mit sich schleppen und es ausweglos erscheint. Vor allem, wenn beide durch Gewalt und Verrat gezeichnet wurden.
Vielleicht wollen gerade deswegen beide so sehr, dass es mit ihrer Liebe klappt, dass sie das ganze überstürzen. Wenn man nun schon ein ganzes Jahr aufeinander wartet, kann ich es in gewisser Weise nachvollziehen. Aber genau dieses Warten lässt die beiden nicht erkennen, dass noch Probleme vor ihnen liegen, die sich nicht einfach lösen lassen. Also begleiten wir sie auf ihrem Weg: stolpernd und strauchelnd. Aber immer mit fester Entschlossenheit im Herzen.
Von mir gibt es einen riesengroßen Pluspunkt dafür, dass die beiden viele ihrer Fehler einsehen und zusammenhalten. Es gibt wenig Gezicke oder dass einer beleidigt ist. Am Ende ist dieser Vorsatz ein bisschen eingebrochen und es gibt einen Streit, der total unnötig und übereilt ist. Ich bin froh, dass die anderen Charaktere ihnen gut zureden und sie auf den Boden der Tatsachen zurück holen. Das hat für mich auch viel ausgemacht: Die anderen Personen. Pias einfühlsamen Schwestern, den starken Bruder von Tom, die schräge Tante und die bösen Buben. Sie alle schließt man ins Herz und sie bringen einen auf den Geschmack, mit Band 1 und 2 zu liebäugeln. Gerade Emma wirkt so herzensgut, zart und erwachsen.
Auch die Gegenspieler fand ich gut ausgearbeitet und böse. Der eine hat mir eine Gänsehaut eingejagt. Nur, dass Pia nicht früher erkennt wer es ist, fand ich ziemlich naiv.
Was für mich ein wenig Fehl am Platz wirkte, war die plötzliche Erotik im Buch. Nicht nur angedeutet, sondern ausführlich beschrieben. Dieser Umschwung von Schwere auf heißes Prickeln war leider nichts für mich und passte nicht zum Gesamtbild.
Jana von Bergner spielt in ihren Geschichten mit großen Altersunterschieden, Gewalt, Schicksalsschlägen und dem Tod: also mit den Extremen! Und ich finde das gut. In vielen Büchern gibt es eine Liebesgeschichte. In diesem Buch gibt es eine Liebesgeschichte, für die beide kämpfen müssen. Nicht nur vor anderen, sondern vor allem für sich selbst. Es ist auf keiner Seite einfach oder leicht und niemanden wird hier etwas in den Schoß gelegt. Das bringt eine gewisse Schwermut mit, die ich erlebt habe, aber auch Hoffnung. Darauf, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient.
Fazit: Ich habe Gewalt, Traurigkeit und Grausamkeiten in »Keiner glaubt an uns« von Jana von Bergner durchlebt und musste gerade am Anfang mal eine Pause einlegen. Genauso ist die Geschichte einfühlsam und voller Hoffnung auf eine Zukunft. Wer also Tiefgang haben möchte und auch ab von Happy lesen kann, der sollte sich auf dieses Buch einlassen.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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