Tess ist wieder da und mit ihr neue Geheimnisse, die es aufzudecken gilt!
Ein Mörder treibt sein Unwesen in der Stadt. Hinter ihm zieht sich eine Spur aus Leichen von jungen Frauen. Tess und Jim sind ratlos und wissen nicht mit welcher Art von Monster sie es zu tun haben oder wie sie es finden sollen. Nicht nur, dass es keine Hinweise gibt, die Frauen scheinen einfach friedlich einzuschlafen, als wäre ihnen nichts geschehen.
Nebenbei versucht Tess ihre Gabe weiter zu erforschen. Wird sie es schaffen über ihren eigenen Schatten zu springen und sich selbst zu vertrauen?
»Die Seelenspringerin - Maskerade« ist der dritte Band der Seelenspringerin-Reihe, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Ich würde jedoch empfehlen bei Band 1 »Die Seelenspringerin - Abgründe« anzufangen, da sich Tess, wie auch ihre Freunde weiter entwickeln.
Tess und ihre Gabe
Tess hat die Gabe in andersartige Seelen springen zu können und dabei ihre Taten mitzuerleben. Dabei übernimmt sie den Körper eines Monsters für wenige Sekunden, verspürt dessen starke Gefühle wie Wut, Gier, Schmerz und Hass und kann durch ihre Augen sehen. Äußerlich ist sie zwar ein Mensch, trotzdem fühlt sie sich oft missverstanden und ausgestoßen.
Kein Wunder also, dass sie in dem Polizisten Jim einen Verbündeten sieht. Er ist der Einzige, der ihr glaubt und sich mit ihr auf die Jagd nach den bösen Monstern macht.
Ein kleiner Unterschied
Ich würde sagen der Handlungsschwerpunkt lag die erste Hälfte mehr auf Tess, als auf den Fall. Wir sind sehr häufig in ihrem Kopf, erleben ihren Zwiespalt, ihre Ängste und Sorgen.
Dabei wurde es mir manchmal zu viel. Ich war so oft in Tess´ Gedanken gefangen, dass mir der Bezug zum Fall verloren ging. Ihre Sorgen rotieren, sie wiederholt sich, steckt fest.
Erst hat es mich irritiert, da ich sie in den letzten zwei Bänden als reaktionsschnell und meist unbedacht kennengelernt habe. Für mich war sie immer ein Gefühlsmensch, der aus einem Impuls heraus handelt, kein Kopfmensch, der alles dreimal durchkaut.
Aber dieses Mal fiel es mir echt schwer zu Tess durchzudringen.
In der zweiten Hälfte löst sie sich etwas daraus und auch der Fall rückt wieder in den Vordergrund. Dieser Abschnitt war deutlich angenehmer zu lesen, zeigte neue Erkenntnisse und hat mich - ja, im wahrsten Sinne des Wortes - umgehauen.
Tess verändert sich
Nicht nur, dass sie ihre Gabe weiter erforscht, sie durchleidet Phasen der Wut, der Furcht, der Zweifel und des Verlustes.
Aber nicht nur das. Plötzlich wirft sie den Menschen um sich herum etwas vor, dass sie selbst am besten beherrscht: Lügen. Sei es noch aus den edelsten Gründen, sie selbst stößt diejenigen von sich und verurteilt sie, will aber, dass alle ehrlich zu ihr sind und keine Geheimnisse haben. Hm.
Ihr fehlt immer noch das Vertrauen. Zu sich selbst, zu den Menschen, die sie liebt, zu ihrer Gabe. Ihre Alleingänge haben mich schier in den Wahnsinn getrieben!
Ich liebe Tess wirklich, habe sie über die drei Bände kennengelernt, weiß, dass sie das Herz am rechten Fleck hat und nie ihr Wohl über das der anderen stellt. Aber ihr Verhalten und ihre Worte standen im krassen Gegensatz zueinander. Ich kann mir vorstellen, dass dies sogar gewollt ist, weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie ich es alles zusammen in Einklang bringen soll.
Sandra Florean packt dich …
… und lässt so schnell nicht los. Ihre Worte jagen Gänsehaut über deinen Rücken, säen Zweifel oder lassen dich leiden. In diesem Band wusste ich oft nicht wo meine Gefühle stehen. Gerade hatte ich jemanden als sympathisch eingestuft und ein anderer wurde als böse entlarvt, da wendete sich das Blatt und derjenige zeigte neue Facetten. Immer wieder durfte ich die Charaktere neu einordnen, sie lieben oder hassen. Oder ich wusste einfach gar nichts mehr.
Das hat ganz schön an meinen Nerven gezehrt und ich weiß nicht so recht, ob ich es als gut oder nicht so gut einstufen soll. Einerseits hat die Autorin erlangt, dass ich selber in einem Zwiespalt stehe, andererseits wurden mir Geheimnisse offenbart, die ich mehr als passend empfand und sogar gutheißen konnte.
Schreibstil
Sandra Florean setzt gekonnt Gefühle ein, erzählt in knackigen Dialogen und entführt dich in Abgründe, aus denen du nicht mehr alleine hinaus kommst. Sie erschafft grausame Monster, liebenswerte Charaktere und vereint dies zu einer Geschichte, die mit Spannung geladen ist.
Einzig und allein die wiederholenden Gedanken haben mich dieses Mal wirklich gestört.
Der große Zwiespalt
Und die Frage: Kann ich ihn überwinden oder falle ich hinein?
Ich glaube ich habe einen Fuß rüber gesetzt, verharre aber mit dem zweiten auf der anderen Seite.
Mit der einen Hand greife ich nach Tess, um sie nicht zu verlieren, mit der anderen versuche ich rüber zu greifen und die Maske herunter zu reißen, um hinter all die Geheimnisse zu kommen.
Alles eine Maskerade? Was ist echt, was gespielt? Wer will mir böses, wer will mir helfen?
Genau auf solche Fragen und Gedanken sollte man sich einstellen.
Fazit: Der dritte Band »Die Seelenspringerin - Maskerade« sät jede Menge Zweifel. In den Charakteren, den Handlungsweisen, den Gefühlen und am Ende in mir. Ich konnte einige Masken enttarnen, nur um darunter eine neue vorzufinden. Für mich steht alles unter dem Stern des Zwiespalts, denn obwohl ich das Gefühl habe endlich voran zu kommen und mehr zu wissen als jemals zuvor, habe ich den Eindruck, dass mit Tess genau das Gegenteil passiert und sie sich immer weiter von mir entfernt.
Der neue Fall ist sehr interessant und hätte meiner Meinung noch mehr einbezogen werden können, da er mir bisher am besten gefallen hat. Doch dieses Mal stehen Tess und all die Lügen im Vordergrund.
Beim nächsten #blogger_innensonntag am 24. November geht es um: Wolltest du schon einmal aufgeben?
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